Kubitaltunnelsyndrom München | Prof. Dr. med. Helen Abel

Das Kubitaltunnelsyndrom (Sulcus ulnaris Syndrom, Ellenrinnensyndrom, Ulnarisrinnensyndrom) ist nach dem Karpaltunnelsyndrom das zweithäufigste periphere Nervenkompressionssyndrom. Es wird durch eine Einengung des Ellennerven (Nervus ulnaris) im Ellenbogenkanal (Kubitaltunnel) „Musikantenknochen“ verursacht. Die Inzidenz liegt bei 25 auf 100.000 Patienten.

 

Dieses Syndrom entsteht durch eine chronische Druckschädigung des Nerven oder durch eine Arthrose des Ellenbogens. Auch repetitive äußere Druckeinwirkungen auf den Nerv, begünstigt durch eine flache Ulnarisrinne am Ellenbogen, sowie eine bei Unterarmbeugung eintretende (Sub-) Luxation des N. ulnaris sind pathognomonisch. Oftmals bleibt die Ursache jedoch ungeklärt.
 

Diagnose und Untersuchung

 

Patienten leiden unter Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen im Bereich des  Kleinfingers, des kleinfingerseitigen Ringfingers und an der kleinfingerseitigen Handkante, insbesondere bei Beugung des Ellenbogengelenks. Im weiteren Verlauf kommt es zur Kraftminderung (Paresen) in der Hand, z. B. beim Greifen und bei der Fingerspreizung. Dem folgt letztlich eine Muskelatrophie (Muskelschwund) an der Mittelhand, der am besten zwischen Daumen und Zeigefinger erkennbar ist.

 

Der klinischen Untersuchung folgt in der Regel die Messung der elektrische Nervenleitgeschwindigkeit durch den Neurologen. Ferner können mit der Sonografie Größen- und Lageveränderungen des N. ulnaris oder komprimierende Raumforderungen in Gelenknähe (z. B. Ganglien) dargestellt werden. Auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) kann diese Informationen liefern. Die konventionelle Röntgenaufnahme sollte insbesondere nach vorausgegangenen Unfällen durchgeführt werden da hier Verkalkungen und arthrotische Veränderungen des Ellenbogengelenks dargestellt werden können.
 

Konservative Therapie

 

Kurzfristige Immobilisierung und Polsterung in einer Schiene kann in Kombination mit Antiphlogistika-Einnahme und unterstützender Krankengymnastik durch einen Handtherapeuten zu einer Besserung führen.
 

Operative Therapie

 

Wenn die konservativen Maßnahmen nicht zu einer Schmerzlinderung führen, ist die operative Entlastung des Nervs indiziert. Hierbei wird der N.ulnaris am Ellenbogen dekomprimiert.  Dafür wird der Nerv über einen 4–6 cm langen Schnitt am Ellenbogen nach Durchtrennung der ihn einengenden anatomischen Strukturen freigelegt. Luxiert der Nerv aus seinem knöchernen Kanal, der Ulnarisrinne, bei Beugung und Streckung, so muss eine Verlagerung des Nerven erfolgen. Bei rechtzeitiger operativer Behandlung kann eine komplette Remission (Heilung) der Symptome erzielt werden, ein bestehender Muskelschwund (Atrophie) ist jedoch nicht oder nur unzureichend rückbildungsfähig. 
 

Nachbehandlung

 

Postoperativ erhält der Patient einen Watteverband für eine Woche und darf frühzeitig mit Physiotherapie beginnen. Ist eine Ventralverlagerung des Nervs nötig, so bedarf es einer Schienenruhigstellung für 2 Wochen. Die Entfernung des Nahtmaterials erfolgt nach 12 bis 14 Tagen.