Handgelenksbruch (distale Radiusfraktur) München | Prof. Dr. med. Helen Abel

Die distale Radiusfraktur (körperferner Speichenbruch) ist die häufigste Fraktur beim Menschen. Neben der Beeinträchtigung des Handgelenks kann auch nach einem solchen Knochenbruch die Funktionsfähigkeit der Hand als Ganzes nachhaltig reduziert sein. Es gibt zwei Häufigkeitsgipfel für das Erleiden einer distalen Radiusfraktur. Einmal im jugendlichen Alter nach einem Hochrasanztrauma (häufig junge Männer bei Sportunfällen) und ältere Damen nach einem Bagatelltrauma meist bei Vorliegen einer Osteoporose.

 

In den vergangenen Dekaden hat sich die Therapiephilosophie von der häufig erfolgten konservativen Behandlung mittels Gips über mehrere Wochen, hin zu der operativen Versorgungen oftmals mittels Plattenosteosynthese entwickelt. Studien konnten klar zeigen, dass hierbei hervorragende Ergebnisse erreicht werden können. Frau PD Dr. Abel hat selber zahlreiche Studien zur Versorgung der distalen Radiusfraktur veröffentlicht und zahlreiche Verletzungen auch arthroskopisch unterstützt operiert.

 

Untersuchung und Diagnose

 

Der Patient stellt sich meist nach einem Sturz auf das Handgelenk beim Arzt vor. Bei Schwellung und Schmerz besteht der Verdacht auf einen Speichenbruch. Manchman zeigt sich eine äußere Fehlstellung am Handgelenk. Neben der Radiusfraktur sollte auch immer an Begleitverletzungen oder Differentialdiagnosen wie die Skaphoidfraktur (Kahnbeinbruch) oder an eine Verletzung des skapholunären Bandapparates (SL-Band) bzw. an beides gedacht werden. Ferner sollte der Erstuntersuchung auch immer eine Prüfung der Sensibilität insbesondere im Innervationsgebiet des Nervus medianus (Mittelarmnerv) erfolgen, da ein posttraumatisches akutes Karpaltunnelsyndrom keine Seltenheit ist.

 

Als bildgebende Diagnostik erfolgt zunächst die Handgelenks-Röntgenaufnahme. Bei einer intraartikuären Radiusfraktur (Gelenkbruch) und Verdacht auf begleitende Brüche der Handwurzelknochen (Karpus, Karpalknochen) muss eine Computertomografie (CT-Untersuchung) erfolgen, um die Therapie planen zu können. Auch auf zusätzliche Begleitverletzungen im Bereich der Karpalknochen oder des karpalen Bandapparates muss geachtet werden, da die Verletzung dieser Strukturen das Ausheilungsergebnis nachhaltig verschlechtern kann. Dementsprechend ist diese sehr häufig vorkommende Verletzung von höchster Komplexität.

 

Konservative Therapie

 

Die Entscheidung für eine konservative oder operative Therapie wird anhand der Unfallbilder und der äußeren Umstände getroffen. Bei nur geringer Verschiebung, minimaler Abkippung und stabilen Bruchformen kann eine konservative Behandlung mit Ruhigstellung im Unterarm-Gipsverband oder einer Thermoplastschiene für 4 bis 6 Wochen durchgeführt werden. Danach kann mit Physiotherapie der Hand begonnen werden. Alle anderen Speichenbrüche sollten operativ angegangen werden. Auch unter der konservativen Therapie erfolgen insbesondere in der Anfangsphase regelmäßige klinisch-radiologische Kontrollen um ein mögliches Abkippen der Fraktur frühzeitig zu erkennen und therapieren zu können. Von mehrfachen Repositionsversuchen wird aufgrund der Gefahr einer CRPS-Entwicklung abgeraten.

 

Operative Therapie

 

Ja nach Schwere der Frakturlokalisation, der Abkippung und möglichen Begleiterkrankungen wird das operative Vorgehen ausgewählt. Bei den meisten Frakturtypen ist die palmare winkelstabile Plattenosteosynthese das Verfahren der Wahl dar. Gegebenenfalls erfolgt eine assistierende Arthroskopie, was insbesondere bei komplexen Gelenkbrüche indiziert ist. Vor der Operation bespricht Frau PD Dr. Abel das operative Vorgehen mit Ihnen genauestens.

 

Die Operation erfolgt in der Regel mit einem stationären Aufenthalt von mindestens einer Nacht. Sie kann in Vollnarkose oder Leitungsanästhesie des Armes (Plexusanästhesie) erfolgen.

 

Nachbehandlung

 

Zunächst wir zur Ruhigstellung des Handgelenks eine Schiene angelegt. Mit Bewegungsübungen für die Finger wird bereits am ersten Tag nach der Operation begonnen. Die Dauer der Ruhigstellung des Handgelenks beträgt bei Brüchen ohne Gelenkbeteiligung 2 Wochen, bei Gelenkbrüchen 4 Wochen, wobei nach 2 Wochen mit Handtherapie aus der Schiene heraus begonnen wird. Das Nahtmaterial wird nach 12 bis 14 Tagen entfernt. Störungen der Handfunktion sind nach distaler Radiusfraktur nicht selten, daher ist ein frühzeitiger handtherapeutischer Einsatz geboten.